Wolfgang Becker kam dem Aachener Kunstsammler und Schokoladenfabrikanten Peter Ludwig so nah wie nur sehr wenige Menschen. Becker, 1936 in Hannoveraner geboren, studierte Kunstgeschichte in Bonn, Paris und Köln. Durch Zufall wurde er nach seiner Promotion Werbeleiter der Stadt Köln. In dieser Zeit, zwischen 1967 und 1969, erlebte das Rheinland einen ersten Höhenrausch u.a. bedingt durch den ersten Kunstmarkt, der 1967 im Kölner Gürzenich stattfand. Kurze Zeit später stellte Peter Ludwig seine Sammlung unter dem Titel „Kunst der 60er Jahre“ im Wallraf-Richartz-Museum aus. Wolf Vostell gestaltete den – bis heute legendären – Katalog. Kölns Kunstszene war überschaubar und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Becker und Ludwig kennenlernten. Der Kontakt kam über Evelyn Weiss, Kuratorin am Wallraf-Richartz-Museum und spätere Ehefrau von Wolfgang Becker, zustande, die mit Vostell am Katalog arbeitet. Peter Ludwig kürte Becker alsbald zum neuen Direktor für die „Neue Galerie im alten Kurhaus“ in Aachen. 1970 wurde Eröffnung gefeiert. Es wurde ausgestellt, diskutiert, musiziert und viel geraucht. Aachen war schon seit der Gründung des „Gegenverkehrs“ 1968, den Klaus Honnef u.a. mit Rune Mields gegründet hatte, in der Kunstszene eine feste Adresse. Wolfgang Becker setzte die Tradition fort und lud die rheinländische, als auch die internationale Avantgarde ein, in der Neuen Galerie auszustellen. Das Werk von Wolf Vostell, Nancy Graves, Anne und Patrick Poirier wurde in Einzelausstellungen präsentiert. Es gab ein Begleitprogramm aus Performances und Video-Installationen. Die Video-Werke, die damals geschenkt und erworben wurden, bilden heute den Grundstock der Videosammlung, die im Ludwig Forum für internationale Kunst archiviert ist und in einem online-Videoarchiv abgerufen werden kann. Wolfgang Becker begleitete Peter Ludwig auf viele Reisen, vor allem nach Osteuropa. Er organisiert in Aachen und anderswo zahlreiche Wanderausstellungen der europäischen, amerikanischen und osteuropäischen Bestände der Sammlung Ludwig und zeigt in Aachen die ersten Ausstellungen zeitgenössischer Künstler der DDR, der UdSSR, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, der CSSR und Kubas. Wolfgang Becker leitete die Neue Galerie, die später in Ludwig Forum umbenannt wurde bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2001. Er lebt auch heute noch in Aachen. Das Gespräch wurde am 5.6.2018 geführt.Die Neue Galerie in Aachen sollte so etwas wie eine kleine, dauernde documenta sein, wo immer die Neuerwerbungen der Sammlung Ludwig, begleitet von Aktionen und Ausstellungen, ‚die der Becker da macht’, vorgestellt werden. Peter Ludwig war nicht der einzige Sammler (…), überall gab es Sammler, die plötzlich zu Geld kamen, weil sie an der blühenden Wirtschaft teilnahmen, aber keiner hat so viel Geld investiert und solche Leidenschaft bewiesen, wie Ludwig, der ja nie etwas verkauft hat.