Während der Eröffnungsrede von „Köln Jetzt“ ging der Feuerlöscher los. Der ganze Raum versank im Nebel. Chris Reinecke, die einen Strauß mit Tulpen in der Hand hielt, sah ich da sitzen und die Tulpen hatten alle keine Köpfe mehr. Die hatte um sich geschlagen, weil sie nicht wusste, was los war. Natürlich hatte das böse Folgen, nicht nur weil die Lidl-Leute im ganzen Museum rumtobten. Der Polizeieinsatz war programmiert.
Drei Monate dauert die „Jetzt“-Ausstellung in Köln, die im März 1970 in der Kölner Kunsthalle eröffnete und eine Bestandsaufnahme deutscher Avantgardekunst ab dem Jahr 1965 sein sollte. Erinna König wurde von Jörg Immendorff und Chris Reinecke zur Teilnahme eingeladen. Die Lidl-Künstler kannte sie schon aus der Düsseldorfer Kunstakademie. Kurz nach der Eröffnung gründete Erinna König mit ihrem damaligen Ehemann Henning Brandis sowie Chris Reinecke und Jörg Immendorff in der Neubrückstraße in Düsseldorf das „Büro Olympia“. Gemeinsam mit Chris Reinecke engagierte sie sich dafür, dass amerikanische Indigene an den Olympischen Spielen 1972 teilnehmen sollten. Im selben Jahr gründete sie die Rote Zelle Kunst mit. Die Künstler kämpften gegen Wohnungsnot und Mietwucher. Erinna König wurde 1947 in Warstein im Sauerland geboren. Sie studierte von 1967 bis 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie schrieb sich zunächst in der Bühnenkunstklasse von Teo Otto ein und wechselte kurz danach in die freie Kunst zu Dieter Roth und ging anschließend zu Joseph Beuys, dessen erweiterter Kunstbegriff sie nachhaltig beeinflusste. Durch ihn fühlte sie sich ermuntert, Politik und Kunst miteinander zu verbinden. 1971 wurde sie Meisterschülerin von Joseph Beuys und studierte ab 1973 in der Filmklasse von Dozent Ole John Povlsen, an deren Gründung sie beteiligt war.
Das Gespräch wurde am 8.4.2019 geführt.Erinna König verstarb 2021 in Düsseldorf.