Der Bildhauer Ulrich Rückriem redet nicht mehr gerne über die Vergangenheit, was wohl auch damit zu tun hat, dass sein Erinnerungsvermögen abgenommen hat. Er lässt sich immer wieder auf die Sprünge helfen, wenn es darum geht, von seiner Zeit im Rheinland zu erzählen. Ulrich Rückriem, geboren 1938 in Düsseldorf, absolvierte von 1957 bis 1959 eine Steinmetzlehre in Düren. Danach arbeitete er als Geselle Anfang der 1960er Jahre an der Dombauhütte in Köln. Parallel studierte er für kurze Zeit an der Werkkunstschule in Köln und fertigte erste eigene Porträts in Stein und Holz. Der Job als Steinmetz ermöglicht ihm, sich als junger Künstler über Wasser zu halten. Die Begegnung mit dem Kunstsammler Albert Schulze-Vellinghausen, für den er eine Zeit lang als Fahrer arbeitete, gibt ihm schon früh einen besonderen Einblick in die Kunstwelt der Moderne. Durch den Kölner Kritiker, Mäzen und Buchhändler, mit dem er oft nach Paris reiste, lernte er Größen wie Alberto Giacometti kennen. In den 1960er Jahren entwickelte er sich zu einem gefragten Vertreter des Minimalismus in Europa, der Größe, Volumen, Material und die Beziehung zum umgebenden Raum auslotet. 1963 zog er aufs Land und lebte und arbeitete bis 1971 auf Schloss Nörvenich in der Nähe von Düren, wo „Ursprung“, die von ihm als wichtigste bezeichnete Skulptur, auf dem Museumsvorplatz steht. Von Düren zieht er nach Mönchengladbach, um ab 1971 mit Blinky Palermo ein Atelier zu teilen. Konrad Fischer in Düsseldorf, bei dem er ab 1967 ausstellt, ebnet den Weg zu einer internationalen Karriere. 1972 nimmt er an der Documenta 5 in Kassel und 1978 an der Biennale in Venedig teil. 1974 wird er – ohne Abitur und Studium – Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, 1984 an der Kunstakademie Düsseldorf und 1988 an der Städelschule in Frankfurt am Main. 1994 wurde die Skulpturenhalle Ulrich Rückriem in Sinsteden bei Rommerskirchen eröffnet. Das Gespräch wurde am 7.12.2018 geführt.Der Steinbruch gibt mir die Form, ich löse den (Stein) nur aus dem Gebräch und ich setze den woanders hin. Das ist der „Ursprung“, das ist der Anfang, das ist eine der schönsten Skulpturen, die ich je gemacht.