Wir haben die ersten fünf bis acht Jahre nur für die Galerie gearbeitet, um sie zu finanzieren. Aber es war keine Leidenszeit. Weil man sich die Künstler aussuchte und sagte: Du hast Carte Blanche. Du kriegst ein Ticket, ein Hotel und du kannst machen was du willst. Das war auch kunsthistorisch interessant, weil die Galerien zur Werkstatt wurden und weil eine Form von Gemeinschaftswerk zwischen Künstler und Galerist entstand.
Die Mischung aus Toleranz und Phlegma gefiel Paul Maenz, als er 1970 in Köln seine erste Galerie in der Lindenstraße 32 gleich neben dem legendären Galeriehaus eröffnete. Zuvor hat er einige Jahre in New York als Werber gearbeitet. Es war die „Mad Man“-Zeit, die Maenz als Art Director in Manhattan erlebte. Er lernte die Protagonisten der Minimal- und Konzeptkunst-Szene kennen. 1965 kaufte er seine erste Skulptur von Sol Lewitt: „Structure“ kostete damals nur 100 Dollar.
Zurück in Frankfurt am Main eröffnete er mit seinem Freund Peter Roehr den Headshop „Pudding Explosion“. Es gab alle möglichen Kunstartikel und Kuriositäten wie Mao-Bibeln, Undergroundcomics oder Anti-Nazi-Spray zu kaufen.
Paul Maenz und Peter Roehr lernten sich schon Anfang der 1960er Jahre in einer Werbefirma in Frankfurt am Main kennen. Aus New York belieferte Maenz seinen Freund mit Material für seine seriellen Kunstwerke. Werberollen, die mit der Lufthansa nach Deutschland geschmuggelt wurden. Nach Peter Roehrs Tod 1968 entschloss sich Maenz zwei Jahre später, nach Köln zu ziehen, um eine eigene Galerie zu eröffnen.
Wieder einmal war es der legendäre Kölner Kulturdezernent Kurt Hackenberg, der erkannte, was für ein Gewinn Paul Maenz für die Stadt sein würde. Als anfangs die Verkäufe in der Galerie schleppend in Gang kamen, war es Hackenberg, der ihm einen Brotjob als Plakatmaler für die Philharmonie besorgte, um ihn an Köln zu binden.
Von 1970 bis 1990 betrieb Paul Maenz von Köln aus seine Galerie, die zu einer der bedeutendsten und größten in Deutschland wurde. Zuerst engagierte er sich für Minimal Art und Konzeptkunst, dann holte er die italienische Transvantgardia nach Köln und machte die Mühlheimer Freiheit berühmt. Als er 1990 zur letzten Vernissage einlud, standen die Menschen Schlange, um die Ausstellung mit Werken von Anselm Kiefer zu sehen. Ins Rheinland verkaufte Paul Maenz während dieser langen Zeit kein einziges Kunstwerk.
Das Gespräch wurde am 30.1.2018 geführt.