Den Begriff Art Consultant fand ich immer furchtbar, das war so amerikanisch. Kunstberater ist aber auch ein Job, den ich nicht verstanden habe. Ich habe mich immer dazwischen gefühlt. Eigentlich war ich ein Händler. In meiner Seele war viel Händlertum, vielleicht war das am Ende das Problem gewesen, dass ich mich bei dem Albrecht-Thema nicht so richtig aufgehoben gefühlt habe.
Deutschlands berühmtester Kunstberater saß vier Jahre lang im Gefängnis, weil er wohlhabende Kunden beim Kauf von Sammlerstücken um Millionen betrogen hatte. Sein prominentestes Opfer war Berthold Albrecht, der mittlerweile verstorbene Erbe der Handelskette Aldi Nord. Nach zwei Dritteln seiner Gefängnisstrafe wurde Achenbach entlassen und lebt seit dem 6. Juni 2018 wieder auf freiem Fuß. Achenbach, der eigentlich Sozialpädagogik studiert hatte, eröffnete 1977 mit dem befreundeten Architekten Horst Kimmerich eine Agentur für Kunstvermittlung in Düsseldorf. Als Art Consultant brachte er landauf landab zeitgenössische Kunstwerke in die Foyers und an die Wände großer Bankhäuser, Versicherungen oder Industrieunternehmen. Achenbach finanzierte aber auch große Kunstprojekte: mal sponserte er einen Pavillon der Biennale in Venedig für den Videokünstler Nam June Paik, mal eine Skulptur des Amerikaners Jeff Koons. Es hieß: Achenbach konnte jedem Kunst andrehen. Wer ihm zuhört, dem wird schwindelig von all den Millionen, die mal hier investiert und mal da wieder verloren wurden. Die Familie Albrecht zählte erst spät zu seinem Kundenkreis, 2007 schüttelt er dem „Phantom“ – wie er Berthold Albrecht nennt – zum ersten Mal die Hand. Noch immer hat Helge Achenbach wegen gefälschter Rechnungen mehrere Millionen Euro Schulden bei den Albrechts. Achenbach erzählt von seinen Anfängen, von der ersten Galerie mit Dietmar Löhrl, von Kunst am Bau und von namhaften Sammlern und Galeristen, die alle Register zogen, um ihn übers Ohr zu hauen.
Das Gespräch wurde am 14.12.2019 geführt.