Thomas Ruff

„Die Struffkys war eine Erfindung von einem Kritiker, das war einfach große international erfolgreiche Fotografie. Das Schöne ist, dass Ruff als einziger Name komplett ist. Das war damals auch böse gemeint, einfach ein Nickname oder eine abfällige Bezeichnung zu finden, aber ich habe es lange nicht mehr gehört.“

Thomas Ruff zählt zu Deutschlands erfolgreichem „Struffky“-Trio: Struth, Ruff, Gursky. Die drei Fotografen gelten lange Zeit als weltweite Aushängeschilder der Düsseldorfer Fotoschule und zählen außerdem zu den bekanntesten Schülern von Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Ruff kommt 1977 an die Kunstakademie in Düsseldorf, um Fotografie zu studieren. Von den Bechers hat er bis dahin allerdings noch nie etwas gehört. Von Joseph Beuys schon, der war aber bereits zu dieser Zeit von Ministerpräsident Johannes Rau suspendiert. Auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache fotografiert Ruff zunächst banale Interieurs, danach die Mitstudierenden an der Akademie und zieht diese Porträts großformatig ab.
Mit Thomas Struth und Andreas Gursky besucht er dieselbe Klasse, sie teilen Atelier und Fotoentwickler. Damals eine große Chance, autonom zu arbeiten. Spätestens seit Ende der 1980er Jahre geht Thomas Ruff eigene Wege und entfernt sich von der Düsseldorfer Fotoschule. Ruff nimmt die Kamera selbst kaum noch in die Hand, sondern nutzt vorgefundenes Material aus Archiven, Werbung oder dem Internet. Ab Ende der 1980er-Jahren sind es etwa Weltraumaufnahmen der Nasa oder Planetenbilder, aufgenommen von Teleskopen in den Anden, die er farbig koloriert. Dann folgt die Serie „Nächte“ von 1992-1996. Inspiriert von der Operation Desert Storm. Banale Motive, effektvoll mit einem Nachtsichtgerät in Szene gesetzt. Es folgen die „Nudes“, in denen er mit Pornobildern aus dem Internet arbeitet. Ruffs Fotografie oszilliert zwischen Konzeptkunst und Appropriation Art. Der Künstler lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Das Gespräch wurde am 20.8.2022 geführt.



[ssba]