Das war 1968, da stellte Richard Serra in meiner Koje auf dem Kunstmarkt eine Arbeit aus Blei aus. Und dann kommt ein sehr bekannter Händler aus München und sagte, ach, ist ja interessant, was man heute für Materialien zum Verpacken von Kunst braucht, das ist ja toll. Ich habe den richtig niedergemacht. Ich sagte: Das ist Kunst!
Der 1934 in Kassel geborene Rolf Ricke zeigte in seiner Kölner Galerie als erster in Europa zahlreiche Schlüsselwerke der amerikanischen Nachkriegskunst. Fasziniert von den ersten beiden Ausgaben der documenta, die er komplett abfotografierte und in einem Notizheft ausführlich kommentierte, begann der gelernte Musikalienhändler zunächst mit dem Sammeln und Handeln von Grafiken. 1963 eröffnete er seine erste Galerie in Kassel, mit der er 1967 auch am ersten Kölner Kunstmarkt teilnahm. Im gleichen Jahr zog er mit seiner Galerie nach Köln. Der erste New York Aufenthalt 1965 und insbesondere der Besuch der Ausstellung „American Supermarket“ bei Paul Bianchini Gallery prägten ihn nachhaltig. Aber auch die Aufbruchstimmung in Köln riss ihn mit. Nach New Yorker Vorbild entstand in der Lindenstraße auf seine Initiative hin das legendäre Galeriehaus, u.a. mit Heiner Friedrich. In den Anfangsjahren zeigte er dort alle drei Wochen eine neue Ausstellung etwa mit Richard Serra, Gary Kuehn, Jo Baer oder Richard Artschwager und veranstaltete Konzerte. Anfangs noch auf die Pop Art setzend, begeisterte er sich früh für die neu aufkommenden und in Deutschland noch nahezu unbekannten amerikanischen Kunstbewegungen Prozess- und Konzeptkunst sowie Minimal Art. Voller Überzeugung setzte er auf das Prinzip der Produzentengalerie, wo Künstler ihre teils riesigen Werke direkt in Rickes Räumlichkeiten schufen. Für Richard Serra besorgte er Blei, für Keith Sonnier fand er eine Neonfabrik in Ehrenfeld, mit Bill Bollinger und Gary Kuehn suchte er regelmäßig Gummi Grün auf, um Material für die Installationen zu besorgen.
Das Gespräch wurde am 8.11.2017 geführt.