Christian Nagel

Es ist ein bisschen so, dass die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg auch immer so in Dezennien stattgefunden hat. (…) Wir haben eigentlich immer gesagt, wir würden gerne die 90er Jahre massiv beeinflussen und bestimmen. Und es ist uns zumindest gelungen, als Galerie auch so etwas wie einen Stil mit zu begründen, nämlich die Kontextkunst. Da waren wir schon maßgeblich dabei.

Anfang der 1990er Jahre zieht Christian Nagel von seiner Geburts- und Studienstadt München nach Köln und eröffnet in der Brabanter Straße die Galerie Christian Nagel. Zum Auftakt zeigt er eine Ausstellung von Cosima von Bonin. Die Kölner Künstlerin, die hier erstmals in einer Galerie zu sehen ist, präsentiert Fotografien, die sie in einem britischen Anglerverein aufgenommen hat, ohne zu wissen, dass sie diese später für eine Kunstausstellung verwenden würde. Darauf zu sehen: das erste weibliche Clubmitglied, das bei einem Angelwettbewerb die Trophäe für den größten Fisch gewonnen hat. Tagelang ist bei Christian Nagel die Bude voll, was wohl auch daran liegt, dass parallel die Köln Show stattfindet, die legendäre Gemeinschaftsausstellung von neun tonangebenden Avantgardegalerien in Köln.
Tatsächlich ist die Stadt zwar gerade dabei, ihren Zenit zu überschreiten – Berlin ruft und die ersten Galerien verlassen das Rheinland – doch mit dem frisch gegründeten Magazin Texte zur Kunst und der Musik- und Popkulturzeitschrift Spex hat Köln diskursiv immer noch die Nase vorn.
Christian Nagel schlägt mit seinen Künstlern Cosima von Bonin, Michael Krebber, Andrea Fraser, Clegg & Guttman, Mark Dion, Heimo Zobernig, Fareed Armaly oder Christian Philipp Müller einen Pflock in die Kölner Gegenwartskunst: Kontextkunst perforiert subversiv institutionelle Setzungen und nimmt den Handel kritisch unter die Lupe. Schon das ist ein Statement: marktkritische Kunst auszustellen in der Stadt, die den Kunstmarkt erfunden hat.
Christian Nagel ist Mitbegründer der „Unfair – The Real Art Fair“, der ersten Gegenveranstaltung zu Art Cologne, die 1992 in den Ballonihallen und ein Jahr später in einem Sparkassengebäude in der Kölner Innenstadt stattfindet. Außerdem gründet er das erste Artforum in Berlin mit. Seit 2002 lebt und arbeitet er auch in der Hauptstadt, hat dem Rheinland aber nie den Rücken gekehrt und ist in der Kölner Elisenstraße zu finden.



[ssba]