Es war ein Samstag um 11 Uhr im Jahr 1959. Ich habe bei Karl-Otto Götz in der Akademie an die Tür geklopft. Ein strahlender Götz mit Pfeife im Mund machte mir auf. Er war damals 45 Jahre alt. Wir haben uns in die Augen geschaut und es hat gefunkt. Ich habe nicht gedacht: der wird mal mein Mann. Aber ich habe gemerkt, mit dem Mann kann ich was, der hilft mir.
Karin Götz (geboren am 22. Juni 1938 in Rabenstein bei Chemnitz) gab sich nach ihrer Heirat mit dem Maler Karl-Otto Götz im Jahr 1965 den Künstlernamen Rissa. In der Nähe der gleichnamigen Ortschaft in Norwegen hatte das Ehepaar ein Ferienhaus. Als Rissa 1959 in der Kunstakademie in Düsseldorf zufällig an Götz’ Ateliertür klopfte, erwies sich das als großes Glück für die 21-Jährige. Der Maler, der erst kurz zuvor zum Professor berufen worden war, verhalf der jungen Künstlerin zu einem Studienplatz an der Akademie. Er nahm sie in seine Klasse auf. Rissa, die wie ihre männlichen Kommilitonen Gerhard Richter, Gotthard Graubner oder Sigmar Polke aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen war, beobachtete, wie Anfang der 1960er Jahre das Informel durch Fluxus, Konzeptkunst und Pop Art an Bedeutung verlor. Auch ihr Ehemann, Karl-Otto Götz, geriet durch diese Entwicklung in finanzielle Schwierigkeiten – wie auch seine Kollegen Bernhard Schultze oder Gerhard Höhme. Gemeinsam mit Karl-Otto Götz führte Rissa Anfang der 1970er Jahre im Bereich der Wahrnehmungs- und Persönlichkeitspsychologie wissenschaftliche Untersuchungen für den Visual Aesthetic Sensitivity Test (VAST) durch. Es folgten LSD-Experimente, an denen auch Künstler teilnahmen. Seit 1969 lehrte Rissa erst als Lehrbeauftragte und Dozentin, ab 1975 als Professorin Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf.
Das Gespräch wurde am 9.5.2017 geführt.