Gerhard Rühm

Mit Köln hatte ich schon früh über den Westdeutschen Rundfunk Kontakt. Damals der engagierteste Sender für neue Kunst, vor allem auf dem Gebiet der Musik. Der Stockhausen war da und das Studio für elektronische Musik und lauter interessante Leute, die in Köln vorbeigekommen sind und die man dann kennenlernen konnte. Manche sind dann fest geblieben.

Gerhard Rühm stieg Ende der 1960er Jahre regelmäßig im Hotel Callas am Dom ab, um seine ersten Hörspiele beim Westdeutschen Rundfunk zu produzieren. In Köln lernte er dann auch seine Frau kennen, die über den Komponisten Josef-Mathias Hauer, bei dem Rühm Klavier und Komposition in Wien studiert hatte, ein Buch geschrieben hatte. Es hat 45 Jahre gedauert, bis Gerhard Rühm 1975 ins Rheinland umzog. In Zusammenarbeit mit Klaus Schöning, Initiator des Studios für akustische Kunst, nahm er aber schon ab 1968 von seinem damaligen Wohnort Berlin mehr als 30 Hörspiele in Köln auf.

Der Begriff des Neuen Hörspiels machte die Runde. Ein Begriff, den Klaus Schöning 1968 geprägt hatte und der damals eine Revolution der Hörgewohnheiten einleitete. Die Geschichten der Kriegsheimkehrer traten in den Hintergrund. Stattdessen erneuerten Musiker und Künstler wie John Cage, Mauricio Kagel, Ferdinand Kriwet und Gerhard Rühm das Genre. Rühm hatte schon in Wien nicht nur Musik gemacht, sondern auch mit den avantgardistischen Schriftstellern Konrad Bayer, Oswald Wiener und Friedrich Achleitner die Wiener Gruppe gegründet. Dabei ging es um konkrete Poesie. Rühm schuf erste Soundgedichte. 1968 entstand „Sie werden mir zum Rätsel mein Vater“ im WDR mit Konrad Bayer. Sprache als Musik, Schrift als Bilder und Schrift als Zeichnungen sind die großen Themen, die Gerhard Rühm bis heute verfolgt. Mit der Nachkriegsarchitektur von Köln, wo er nun seit 1975 dauerhaft wohnt, hat sich der Zeichner, Poet und Hörspielautor inzwischen abgefunden.

Dieses Gespräch wurde am 31.8.2018 geführt.



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