Daniel Spoerri

Die Leute kamen wegen des guten Fleischs ins Restaurant. Außerdem hatten wir eine Karte, wo wir jeden Tag eine Sache kochten, die exotisch war. Und dann gab es die Spezialkarte: „Alles, was essbar ist“. Wir servierten geröstete Bienen, Ameisen, alles, was ich finden konnte. Auch Elefantenrüssel in Scheiben geschnitten. Eigentlich hat mich daran interessiert, dass man ein Steak isst und man im Kopf hat, dass man auch Ameisen essen könnte.

Daniel Spoerri hat trotz seines sprunghaften Lebens und zahlloser Umzüge viel Zeit im Rheinland verbracht. Der Sohn einer Schweizerin und eines Rumänen wurde am 27. März 1930 in der Donau-Stadt Galati geboren. Getauft wurde er auf den Namen Daniel Isaak Feinstein. Sein Vater war ein zum Protestantismus konvertierter Jude, der von den Deutschen 1942 umgebracht wurde. Die Mutter flüchtete mit ihren sechs Kindern nach Zürich, wo Spoerri von seinem Onkel adoptiert wurde, was ihm das Leben rettete. Seine künstlerische Karriere begann Daniel Spoerri als Tänzer am Theater in Bern. In Darmstadt versuchte er sich an der Konkreten Theorie. In Paris gründete er den „Nouveau Realisme“ mit. Ins Rheinland verschlug es ihn erstmals 1963: als Teilnehmer des legendären Festivals Festum Fluxorum in der Aula der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Mit einem Umweg über die griechische Insel Symi kam er 1968 nach Düsseldorf zurück und eröffnete dort ein Eat Art-Restaurant am Burgplatz. Die Bürgschaft dafür erhielt er von der „First Lady“ von Düsseldorf: Gabriele Henkel. Es gab Bärenfleisch und Elefantenrüssel. Daniel Spoerri stellte dort mit den abgegessenen Tischen seiner Gäste die berühmten „Fallenbilder“ her. Die Eat Art begründete einen Neuanfang seiner Kunst. Joseph Beuys kochte ein Menu, Ben Vautier veranstaltete ein 24-Stunden-Fasten. 1972 legte er seine Aktivitäten rund um die Eat Art in Düsseldorf nieder. 1978-1982 kehrte er erneut ins Rheinland zurück: als Professor der Kölner Werkschule. In dieser Zeit entstand auch das Dinner „Hommage à Karl Marx“. Eingeladen am 14. April 1978 waren nur Menschen mit einem prominenten Namen. Es trafen sich die Johann Wolfgang Goethes, Friedrich Schillers und Richard Wagners von Köln.

Das Gespräch wurde am 31.3.2018 geführt.

Foto: © Rita Newman



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