Ursula Reppin

Die Initialzündung waren meine Entdeckungen. Ich habe dem Rudolf (Zwirner) jeden Tag sogenannte Feldpostbriefe aus New York geschrieben, um ihm meine Eindrücke zu schildern, aber die Entscheidungen haben wir gemeinsam getroffen. Das waren Sachen von Andy Warhol, wie die Kühe als Wallpaper, die ich in der Factory gesehen habe. Wallpapers auszustellen, das war eine Entscheidung und dazu gab es noch Luftballons, die flogen auch noch davon. Schön extrem alles.

Ursula Reppin (vormals Zwirner) studierte Bildende Kunst in Berlin und Kassel. In Braunschweig lernte sie ihren späteren Ehemann, den Galeristen Rudolf Zwirner, kennen. Gemeinsam beschlossen die beiden Kunstbegeisterten, eine Galerie zu eröffnen. Zuerst ging Ursula Reppin 1959 bei Hein Stünke auf der documenta II in die Lehre. Sie unterstützte den Galeristen beim Verkauf in der Grafikabteilung und kopierte heimlich Adressen von Sammlern. Mit Grafiken starteten die beiden dann auch ihre erste Galerie 1959 in Essen, nur ein paar Straßen vom Folkwang Museum entfernt. Drei Jahre später erfolgte der Umzug nach Köln. Damals war es nicht üblich, den Namen der Frau zu nennen, und so hieß die Galerie nur Rudolf Zwirner. Das Ehepaar, das sich Mitte der 1970er Jahre scheiden ließ, führte eine symbiotische Beziehung. Ursula Reppin, die 1935 als Tochter eines Veterinärmediziners und einer Britin in Breslau geboren wurde, sprach perfekt Englisch und als Künstlerin fand sie schnell Kontakt zu den angesagten Kollegen in New York. Sie entdeckte und besuchte Künstler wie Claes Oldenburg, Richard Tuttle oder Andy Warhol in New York. Meist trug sie Bargeld in einem Geldgürtel bei sich und schlug direkt im Atelier zu. „Ich konnte nicht verkaufen, aber ich konnte einkaufen“, erzählt sie im Interview.
Nach der Trennung von Rudolf Zwirner lebte Ursula Reppin 30 Jahre lang auf Jamaika, wo sie ein Bed and Breakfast betrieb. Heute pendelt sie zwischen Köln, Frankreich und New York, wo sie regelmäßig ihre Tochter Esther oder ihren Sohn David und ihre Enkelkinder besucht.

Das Gespräch wurde am 31.10.2018 geführt.



[ssba]