Wibke von Bonin

Ich hatte keine Lust, jetzt hier in den Kölner Kirchen rum zu wandeln und über deren Mosaike oder Trümmer – oder was immer zu sehen war – zu senden, sondern ich wollte Sendungen machen über das, was heute geschieht.

Wibke von Bonin zog es nach ihrem Studium der Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Kiel nach Paris, wo sie an ihrer Promotion über den Dichter Pierre Reverdy und dessen Nähe zum Symbolismus schrieb. Durch ihre Freundschaft zu Künstlern wie Harry Kramer verschlug es sie im Anschluss an die Kunsthalle Baden-Baden, wo sie mit Harald Szeemann die Ausstellung „Licht und Bewegung“ organisierte. 1965 später wurde sie „als unbeschriebenes Blatt“ von Werner Höfer, dem TV-Direktor des WDR, nach Köln berufen, um die Redaktion Kunst für das Dritte Programm auf die Beine zu stellen. Bis dahin hatte Wibke von Bonin noch nie ferngesehen. Dreißig Jahre lang leitete sie die Redaktion. Vielen Zuschauern blieb ihre Sendung „1000 Meisterwerke“ aus den 1980er Jahren in Erinnerung, in der sie den Zuschauern wichtige Werke der Kunstgeschichte näher brachte. Mit ihren Künstlerportraits, Atelier- und Ausstellungsbesuchen wollte sie aber auch über die ganz junge Kunst berichten. Sendungen über die amerikanischen Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Kenneth Noland gehörten genauso dazu wie Einblicke in Leben und Werk von Konrad Klapheck, Heinz Mack oder Günther Uecker.
Gegen die Widerstände der noch sehr strengen WDR-Struktur setzte sie durch, dass auch zahlreiche Künstlerfilme, etwa von Hans Haacke und Rebecca Horn gesendet wurden. Die Aktion „Black Gate Cologne“, die von Otto Piene und Aldo Tambellini live und mit Publikum im WDR Studio realisiert wurde, ging in die Geschichte der Videokunst ein.

Das Gespräch wurde am 12.12.2017 geführt.



[ssba]