Rune Mields

Von den Anfangsjahren des Galerienhauses habe ich alles mitbekommen. Die Galeristen hatten sich überlegt, dass sie die Eröffnungen alle an einen Tag legen, zum Teil mit gemeinschaftlichem Essen, das heißt beim Einen bekam man Nachtisch, beim anderen Suppe, beim Dritten gab es Brötchen. Man konnte sich ein ganzes Menü, in dem man im Haus rauf und runter ging, zusammenstellen. Das war ein unheimlicher Auftrieb und man lernte viele Leute kennen.

Als Rune Mields ab 1964 intensiv mit der Kunst beginnt, ist die Malerei im Kunstbetrieb gerade unpopulär. Noch dazu ist sie reine Männerdomäne. Zu dieser Zeit lebt die 1935 in Münster geborene Rune Mields mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Aachen. Doch die Künstlerin lässt sich nicht beirren. Fasziniert von Naturwissenschaften und Technik bringt sie zunächst ihre „Röhren“ – klare und sehr reduzierte Rohr-Objekte auf Papier und Leinwand. Auf den Erfolg ihrer Werke will sie nicht warten und fährt regelmäßig nach Köln und Düsseldorf zu den Eröffnungen, unterhält sich, knüpft Kontakte. Das Netzwerken kennt sie schließlich schon seit ihrer Buchhandelslehre. Bereits 1967 stellt Rune Mields ihre Bilder in Köln aus. 1969 zeigt der in Köln ansässige Galerist Dieter Wilbrand Werke von ihr auf dem Kunstmarkt,  es folgt eine Einzelausstellung in den Galerieräumen in der Lindenstraße.

Weil es in Aachen keinen Raum für junge Kunst gibt, gründet Rune Mields 1968 kurzerhand, gemeinsam mit dem Journalisten Klaus Honnef, dem Galeristen Will Kranenpohl und dem Künstler Benno Wert, den „Gegenverkehr“ – einen Avantgarde Treffpunkt mit Ausstellungen, Bar, Filmvorführungen, Konzerten und Lesungen. Rune Mields ist als „Hammer und Pinsel“ immer mit dabei, hilft Künstlern wie Gerhard Richter bei der Hängung ihrer Bilder, verkauft Editionen, rechnet die Deckel an der Theke ab. Wenn sich die passende Gelegenheit bietet, macht sie bei ihrer Arbeit auch auf ihre eigene Kunst aufmerksam.

Mit Ende des „Gegenverkehrs“ zieht es Rune Mields 1972 nach Köln, wo sie, direkt gegenüber dem neu gebauten Kunstmagneten der Stadt, dem Galerienhaus in der Lindenstraße, eine Wohnung findet. Von hier aus erlebt sie die pulsierende Szene hautnah, verpasst keine Eröffnung. 1975 zeigt die Galerie Paul Maenz Rune Mields künstlerische Hommage an den Maler Paolo Uccello, 1977 lädt sie Manfred Schneckenburger mit ihren Sanju-Primzahlen Bildern zur documenta 6 ein. Rune Mields wohnt auch heute noch in der Lindenstraße.

Das Gespräch wurde am 12.11.2018 geführt.

[ssba]