Michael Oppitz

Marcel Broodthaers hatte die Adler-Ausstellung in Düsseldorf, die war epochal, das war die Ausstellung des Jahrzehnts, wenn nicht mehr. Wir waren alle da, alle Freunde. Ich war so bewegt von dieser Arbeit, dass ich ihm einen Brief geschrieben habe. Und er hat mir zurückgeschrieben und gefragt, ob er diesen Brief in seinen Katalog aufnehmen könnte. Von diesem Augenblick an waren wir befreundet. Das war 1972, da hatte er nur noch vier Jahre zu leben.

Mit Ethnologen hatte Michael Oppitz Ende der 1960er Jahre im Rheinland nur wenig zu tun, er zog lieber mit seinen Künstlerfreunden Candida Höfer, Lothar Baumgarten, Sigmar Polke oder Marcel Broodthaers um die Häuser. Man traf sich privat, ging zusammen ins Schwimmbad oder in die Kneipe. Auch Joseph Beuys und Michael Oppitz lernten sich kennen. Der Ethnologe war für den Künstler eine wichtige Informationsquelle. Als Beuys Oppitz’ Filme sah, die während seiner Feldforschungen am Himalaya Mitte der 1960er Jahre entstanden waren, soll er gesagt haben: „Die Schamanen haben bei mir geklaut.“

Der Ethnologe hatte eine enge Beziehung zur Kunst. Gemeinsam mit seinem WG-Mitbewohner Benjamin Buchloh besuchte er 1972 die legendäre Ausstellung „Musée d’Art Moderne, Département des Aigles“ von Marcel Broodthaers in Düsseldorf. Oppitz war so begeistert von dieser hellsichtigen Ausstellung, dass er zwei Jahre später gemeinsam mit Lothar Baumgarten ein Künstlerbuch vorlegte und in der Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf ausstellte. Trotzdem legt Oppitz Wert darauf, nicht vom Kunstbetrieb vereinnahmt zu werden. Der 1942 in Schlesien geborene Wissenschaftler wuchs in Köln auf, wo er schon als Schüler am Apostelgymnasium Konzerte von Stockhausen besuchte. 1963 nahm er sein Sinologie- und Chinesischstudium in Bonn auf und reiste ab Mitte der 1960er Jahre immer wieder nach Nepal, Naxi und Quiang.

Das Gespräch wurde am 21.6.2018 geführt.



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