Erhard Klein

Der Job war die ersten Jahre nicht einfach. Wer wollte 1972 schon einen Palermo kaufen, der heute einer der Weltstars ist? Oder eine Grafik von Sigmar Polke. Eine ging mal weg für 80 DM. Damals waren die Preise sehr günstig.

Seinen ersten größeren Verkaufserfolg erlebte Erhard Klein mit einem 2 x 2 Meter großen Rasterbild von Sigmar Polke. Er konnte es für 4.500 DM ans Kunstmuseum Bonn veräußern. Eine Woche musste er bangen, bis endlich die Entscheidung fiel. Heute sei das Gemälde „Menschenmenge“ sicher für eine Million Euro versichert, mutmaßt der Galerist, der sich 1970 in der Königstraße in Bonn niederließ. Mit seinem Entschluss, eine Galerie zu eröffnen, schockierte er damals sein Umfeld. Schließlich genoss der Bibliothekar an der Universität von Bonn alle Vorzüge eines Beamtendaseins. Doch die Faszination für die Kunst packte den 1938 geborenen Rheinländer schon Anfang der 1960er Jahre. Damals erstand er erste Grafiken von H.P. Grieshaber. Erhard Kleins Faible galt von Anfang an den in der Region tätigen Künstlern der Gegenwart: Palermo, Joseph Beuys, Felix Droese, Georg Herold, Martin Kippenberger, Jürgen Klauke, Imi Knoebel, Martin Noël, Sigmar Polke, Ulrich Rückriem oder Katharina Sieverding. Spekulation gab es damals nicht, erzählt Erhard Klein, nur „Lust und Liebe für die Kunst“. Mit vielen Künstlern war Klein eng befreundet, auch mit Joseph Beuys, von dem er alle Kataloge und Publikationen besitzt. Den Aufstieg des Rheinlands zum Kunstzentrum sei Joseph Beuys und seinem Umfeld zu verdanken, da ist sich Erhard Klein sicher. Klein betrieb seine Galerie von 1970 bis Anfang 1994 in Bonn und von 1994 bis 2006 in Bad Münstereifel-Mutscheid. Der Wunsch nach einer Verbindung von Kunst- und Alltagswelt, nach mehr Demokratisierung und erweiterter Teilhabe schlug sich insbesondere in den Editionen nieder, für die sich Erhard Klein in besonderem Maße interessierte. Das Gespräch wurde am 15.1.2019 geführt.

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