Peter Bömmels

Für seriöse Kritiker war das der letzte Dreck, was wir machten. ‚Mülleimer-Freiheit’. Ich habe mal gesagt, Nichtskönnen ist die Voraussetzung für Können. Das muss erstmal jemand schaffen, etwas nicht zu können. Das Schlimmste ist Mittelmaß, immer, und auf der Basis des Nichtskönnens kann ich wunderbar arbeiten.

Peter Bömmels studierte von 1970 bis 1976 Soziologie, Politik und Pädagogik an der Universität Köln. Bekannt als Künstler wurde er durch seine zeichenhaften Bilder auf großformatigen Acryl-Leinwänden, die er als Teil der Mülheimer Freiheit Anfang der 1980er Jahre in Köln produzierte. Oder durch Haarbilder, für die er zusammengeklebte Haarbüschel auf weißen Leinwänden aufbrachte.
Geboren wurde Peter Bömmels am 11.11.1951 in Frauenberg, in der Nähe von Euskirchen. Schon bevor er anfing, als Künstler zu arbeiten, interessierte er sich für Musik. Und so kam es, dass er 1980 mit Clara Drechsler, Wolfgang Burat, Gerald Hündgen, Christoph Pracht, Dirk Scheuring und Wilfried Rütten die Musik- und Popkulturzeitschrift SPEX ins Leben rief. Das Herausgeberkollektiv interessierte sich für New Wave und Punk.
SPEX – das war für Bömmels ein „Akt der Selbstvergewisserung“ und der Versuch einer „Manifestation von Gegenöffentlichkeit“. Man wollte ästhetische Debatten anstoßen und zwar am besten in einer eigenen Sprache.
Als sich Bömmels 1980 gemeinsam mit Walter Dahn, Georg Dokoupil, Gerhard Naschberger und Peter Adamski in ein Atelier in der Straße Mülheimer Freiheit einmietete, entstand daraus die Gruppe Mülheimer Freiheit. Die Künstler trafen sich, malten zusammen, stellten gemeinsam aus. Die erste gemeinsame Ausstellung fand in der Hahnentorburg in Köln statt und trug den Nonsens-Titel: „Auch wenn das Perlhuhn leise weint“. Keinem der beteiligten Künstler war klar, dass ihre Werke so schnell den Kunstmarkt erobern würden. In der Öffentlichkeit firmierte die Mülheimer Freiheit zusammen mit Kollegen aus Hamburg und Berlin als „Neue Wilde“, weil sie gegen die Vorlagen von Georg Baselitz, Anselm Kiefer und Gerhard Richter anarbeiteten. Das Label war einfach marktgängiger, allerdings identifizierten sich die Künstler eher wenig damit.
In den folgenden fünf Jahren eroberte die Mülheimer Freiheit auch Museen wie das Guggenheim in New York. Parallel kam Bömmels seiner Rolle als Redakteur der SPEX nach, die Mitte der 1980er ihre Belegschaft nahezu auswechselte und 1985 mit Diedrich Diederichsen einen neuen Chefredakteur und späteren Herausgeber sowie eine neue politische Ausrichtung erhielt.
Peter Bömmels hat viele Jahre in Braunschweig und Dresden unterrichtet. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

Das Gespräch wurde am 28.5.22 geführt.



[ssba]