Renate Gruber

Ich erinnere mich an die barocke Persönlichkeit von Peter Ludwig. Frau Irene war eher eine feinere, stille Dame. Beide hatten promoviert über Picasso und beide kamen aus Elternhäusern, wo alte Kunst gepflegt oder auch gesammelt wurde. Und Peter Ludwig war total freundlich zu uns und nett und sagte immer: „Ihr sammelt Fotografie, ich bleibe bei der Kunst. Bei der wahren Kunst!

Als Renate Busch 1959, mit Anfang 20, Leo Fritz Gruber heiratete, waren ihre Kenntnisse über Fotografie „unter Null“. Ihr Mann, gerade 50 geworden, galt in der Szene bereits als Experte, hatte die 1. photokina mit auf die Beine gestellt, eine private Sammlung mit 1500 Blatt aufgebaut und war Initiator der „Deutschen Gesellschaft für Photographie“. Doch die Kölnerin stürzte sich Hals über Kopf in das Medium, das ihren Mann als Journalisten und Kurator so leidenschaftlich umtrieb. Bei ihren unzähligen Reisen zu Ausstellungen, den Besuchen befreundeter Künstler wie Man Ray, August Sander oder Chargesheimer und den Diskussionen mit ihrem Mann lernte sie die Fotografie aus nächster Nähe kennen. Heute gilt sie selber als Expertin auf dem Gebiet. Gemeinsam sammelte das Paar, das 46 Jahre „außerordentlich glücklich“ verheiratet war, was ihrer Obhut anvertraut wurde: mehr als 5.000 Abzüge, etwa von Edward Steichen, Cecil Beaton, Irving Penn, Richard Avedon, Albert Renger-Patzsch kamen so zusammen. Die Sammlung Gruber ist seit 1975 im Museum Ludwig beheimatet. Legendär geworden sind auch die alljährlichen Feste am 19. August, dem Tag der Erfindung der Fotografie, die im Hause Gruber in Köln Braunsfeld gefeiert werden.

Das Gespräch wurde am 27.1.2018 geführt.

Renate Gruber verstarb 2022 in Köln.



[ssba]